Von einer irischen Prinzessin zur ersten und einzigen Heiligen Norwegens
08.12.2024
Dieser Beitrag ist Teil 1 von 2 der Artikel-Serie "Westnorwegen - Historie"
Artikelserie "Westnorwegen - Historie"
Inhaltsverzeichnis
- Von einer irischen Prinzessin zur ersten und einzigen Heiligen Norwegens
- Drüber oder drunter, eine Frage der Zeit!
Bei meinen Recherchen zu den Orten, an denen mein Roman spielt, stolperte ich über die heilige Sunniva von Selje. Sie ist Schutzheilige Westnorwegens und Patronin Bergens. Ihr Lebensweg hat mich beeindruckt und hinterließ viele Fragezeichen, aber leider passte sie nicht in meinen Roman.
Es ist seltsam, Selje hat eine Anziehungskraft auf mich und doch war ich nie dort, geschweige denn auf der Insel Selja. Ok, wir sind daran vorbeigefahren, als wir ans Westkap unterwegs waren. Ein karger Landfinger, der in den Atlantik ragt, mit windigen Klippen und umtost vom Meer.
Aber zurück zu Sunniva. Übersetzt bedeutet der Name Sonnengeschenk. Ob ihr Leben ab dem Zeitpunkt ihrer Flucht für sie selbst ein Geschenk war, wage ich anzuzweifeln…
Der Legende nach, wurde Sunniva als irische Prinzessen im 10. Jahrhundert geboren. Als ihre Eltern starben, wollte ein mächtiger Adliger seine Macht durch die Heirat mit ihr ausdehnen. Die wohlbehütet aufgewachsene und christlich erzogene Prinzessin, lehnte dies ab – was zu dieser Zeit für sich allein schon unvorstellbar war. In ihrer Bedrängnis legte sie offensichtlich ihr Schicksal lieber in Gottes Hand und floh mit ihrem Bruder und insgesamt dreibesetzten Booten, um sich den Strömungen des Nordatlantiks anzuvertrauen.
Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, diese Ungewissheit auszuhalten, oder war ihr Glaube, ihr Vertrauen in Gott, so fest, dass sie den Mut zur Flucht fand?
Jedenfalls landeten die Flüchtigen zunächst an der Küste Westnorwegens, wurden von den Einheimischen jedoch fortgejagt und ein Sturm spülte sie letzten Endes auf die unbewohnte Insel Selja. Ihr Aufenthalt blieb nicht unbemerkt, da die Insel von Viehhaltern des Festlandes als Weidegrund genutzt wurde.
Schließlich sollten die Eindringlinge vertrieben werden, weil die Bauern Angst um ihre Tiere hatten. Um die Unruhen zu befrieden, landeten bewaffnete Truppen auf Selja und die Verfolgten flüchteten sich in eine Höhle. Ein Bergrutsch verschüttete vor ihrer Ergreifung den Eingang und schickte Sunniva und ihr Gefolge in den Märtyrertod.
Spätere Berichte, von einer mysteriösen Lichtsäule, die nach den Ereignissen über der Insel stand, erregte die Aufmerksamkeit von König Olaf Tryggvason.
Der Legende zufolge, fanden 996 n. Chr., er und sein Bischof, Sunnivas Körper unversehrt in der Höhle und erklärten sie zur Heiligen. Seitdem war und ist der 08.07. Sunnivas Gedenktag in Norwegen.
Wie es scheint, hatten ihr Leben und ihr Tod Einfluss auf die Christianisierung Norwegens und Selje wurde zu einem bedeutenden Ort.
Am höchsten Punkt eines Berges bei Selje, der den Namen „Kongshaugen“ (Königshügel) trägt und 240 m hoch ist, setzte König Olav Tryggvason im Jahr 997 die Christianisierung von vier Bezirken durch.
Anfang des 12. Jahrhunderts wurde das Kloster zu Selje von Benediktinermönchen erbaut und bestand über 400 Jahre. Heute ist einzig der Turm des Klosters noch intakt.
Warum ich in meinem Roman ausgerechnet Thorir als ruhmsüchtigen Krieger aus Selje stammen ließ, ist mir nach Sunnivas Geschichte ein Rätsel. Andererseits könnte der machthungrige Adlige, vor dem sie floh, mich dazu inspiriert haben.
Kategorien: Westnorwegen - Historie | Schlagworte: Westnorwegen - Histroie